Neulich noch im Fernsehen – gestern bereits auf der Showbühne. Die routinierten vier Darsteller der Couplet AG machten mit ihrem Programm „Wir kommen – die Rache der Chromosomen“ Halt beim Hettenshausener Ilmbrettl.
Im ausverkauften Haus des Gastronomen Schrätzenstaller übertrafen sich die vier Musikkabarettisten wieder einmal selbst.
Wie ein roter Faden spannten sich zwei Themen durch den amüsanten Abend. Zum einen die Geschichte von Gustl (Berni Filser) und Otto (Bernhard Gruber). Den stotternden Gustl schloss das Publikum aber auch von Anfang an in sein Herz.Versuchte er sich doch zwischen den Sketchen von Jürgen Kirner und Bianca Bachmann neuerdings als tollpatschiger Live-Tätowierer. Mittels seiner Zunge probierte er aus, ob der Tätowierstab schon heiß genug sei. Ernüchternd stellte er jedes Mal fest, dass dieser kalt war. „Otto – hast an Strom?“ lautete seine Frage. Weiterhin wollte er dem Otto zwischenmenschliche Beziehungen wie das Umarmen von Mitmenschen nahe bringen. Hierzu forderte er mit herrlichem Zungenschlag eine Dame namens Waltraud aus der ersten Reihe auf.
Das andere Thema, welches Jürgen Kirner und Bianca Bachmann in ihrem Programm „Wir kommen – die Rache der Chromosomen“ in verschiedensten Paar-Beziehungen auf die Bühne brachten, hieß Verwandtschaft – und das in allen Facetten.
„Jeder kennt so an Typen – jeder ist mit wem verwandt“. Gleich beim Eingangslied wurde fleißig mitgeklatscht. „Oh, oh, da kommt die Tante Hedwig und da Onkel Alois is a dabei – mit am Kasten Oettinger“, unkte Kirner und simulierte dabei einen Türspion.
Dass in der Ehe am meisten gelogen wird, zeigten die beiden Haupt-Protagonisten als Mann und Frau: „Es kommt ja net auf die Größe an“ oder „Schatzi, es macht mir gar nix aus, dass du heute schon wieder keine Lust hast“, oder „dein Zuchinigratin ist weltklasse“
Da sinnierten sie als altes kinderloses Bauernehepaar, wie sie wohl die Hackschnitzelheizung abbezahlen könnten und kamen dabei auf die grandiose Idee, den Saustall zum Swingerclub umzufunktionieren oder sie machten sich Gedanken zum Älterwerden „da adoptier'n mir dann an Bub aus Afrika – am besten gleich seine ganze Familie, da ist dann bestimmt einer dabei, der uns später pflegen kann.“
Als Ami-Prediger zogen sie über Donald Trumps Klimawandel her und freuten sich als Eltern, dass ihr geistig minderbemittelter Sohn Kevin mit einem IQ von 30 nun doch den RTL-Diktatorcamp gewonnen hat. „Jetzt lassen wir ihn umtaufen – in Kevin Kim Jong-un“.
So jagte eine Pointe die andere. Bemerkenswert war auch, dass die Kabarettisten außer vier Stühle keinerlei Bühnenbild benötigten. Jedoch allein durch ihre vielfältigen verschiedensten Outfits wurden sie zu anderen Personen. Und natürlich durch die Sprache. Bachmann und Kirner beherrschten den sächsischen Dialekt ebenso perfekt wie den schwäbischen. Sie rissen Witze mit russischem Akzent und kamen als zwei Wiener trinkfeste Hartz-IV-linge, die sich der Einsamkeit wegen zusammengetan hatten, klischeehaft mit Bierchen in der Hand daher. Als sie in Tiger-Leggings über mangelnde Zuwendung seinerseits klagte, genehmigte er als Proll doch ein „Katzenluder“. Als blondes Dummchen meinte sie dann: „Heute ist mein Leberwurscht-Tag – also heute ist mir meine Leber wurscht“ – und setzte zum kräftigen Zug aus der Bierflasche an.
Dass die Darsteller keinerlei Berührungsängste mit dem Auditorium hatten und die Zuschauer immer wieder – speziell die in den ersten Reihen – in ihr Programm mit einbezogen, zeigte die Szene, als Bianca Bachmann ihr Faible für Pickel-Ausdrücken zutage förderte und sich dafür spontan einen Herrn in zweiter Reihe aussuchte.
Bei Liedern wieder „Elli – die Salmonelli“ kam nicht nur die schauspielerische Leistung, sondern auch die gesangliche respektierliche Seite von Bianca Bachmann voll zur Geltung. Neben politischen Themen, die mit Liedern wie „A Zapferl Söder rektal“ dargebracht wurden, zog die Truppe auch über die Digitalisierung her. Auf www.dr.-dr.-google.de diagnostizierten sie als erfolgreiche Start-up-Firma via Kamera Krankheiten wie Schamhaarspliss oder Durchfall. Der „angeborene Kunstfehler“ eines Zuschauers stellte sich zur Erheiterung des Publikums als Prostata-Erkrankung heraus.