Die „Brettl-Spitzen“ erobern mit bissigen Couplets die Gersthofer Stadthalle
Die Tischdecken waren weiß-blau, das Bühnenprogramm kunterbunt, der Humor der aufgetischten Lieder rabenschwarz – die „Brettl-Spitzen“ des Bayerischen Rundfunks haben in der Gersthofer Stadthalle ihr neues Programm erstmalig live auf einer Showbühne dargeboten. Die Atmosphäre im restlos ausverkauften Saal hätte besser kaum sein können, und als die ersten Gstanzln ins Publikum gepfeffert wurden, herrschte unvermittelt eine zünftige Festzeltstimmung im Saal.
Los ging die große Volkssänger-Revue sogleich mit dem niederbayerischen Trio Schleudergang, drei Vollblutmusiker mit einer klaren musikalischen Mission: die zünftigen Wirtshausklänge von anno dazumal im neuen Gewand unters Volk zu bringen und die bärbeißigsten Lieder der guten alten Zeit nochmals kräftig mit einer weiteren Prise Zynismus nachzuwürzen.
Jung und Alt klatschte mit, als die drei kernigen Burschen mit Tuba, Steirischer und frecher Gosch’n ihre bissigen Bajuwarenklänge und Gesangsanekdoten über Erwin, den Spitzbua, präsentierten oder im andächtigen Herrenchoral sarkastische Abgesänge auf die verklärende Welt der Volksmusik zum Besten gaben („Ruhe in Frieden“).
Eine besondere Glanzleistung war seitens des Schleudergang-Gitarristen Roland Stetter mitzuerleben: In einem geistreichen Bühnensketch entführte er die Besucher ins Jahr 1890 der Wiener Kaiserzeit – samt näselndem Hans-Moser-Gegrantel und einer brachialen Tierstimmenimitation, die sich vom Ackergaul bis hin zur räudigen Bergbauernsau erstreckte. Bläser Raimund Pauli entfremdete indes seine majestätische Tuba, um ein gschertes Gstanzl über menschliche Verdauungsprobleme mit stilechter Geräuschkulisse zu untermalen.
Einen weiteren musikalischen Blumenstrauß bot die Couplet-AG, die sich der urtümlich-bayerischen Liederform des Couplets verschrieben hat, einem satirischen Beitrag mit einschlägigem Refrain. Diese klangvollen Querschüsse veredelte die Truppe schließlich durch überzeugende Schauspielkunst, bissiges Kabarett und eine revoltierende Innenansicht des heimatlichen Seelenlebens – mit der satirischen Hommage an München. Sänger und Moderator Jürgen Kirner verstand es geschickt, die Gäste auch zwischen den Stücken bei allerbester Feierlaune zu halten.
Mit Stimmakrobatik, schwankend zwischen brachialer Reibeisenstimme und glockenklaren Tenorfragmenten erhitzte anschließend die Allroundkünstlerin Barbara Preis mit anarchistischen Songs die Gemüter des Publikums. Die dynamische Powerfrau nahm sich an diesem Abend in feuchtfröhlichen Weisen immer wieder selbst aufs Korn und sorgte durchgehend für lautstarke Schenkelklopfer – sei es mit dem selbstironischen Liebeslied an ihre „Mordstrumm Wamp’n“ oder der haarsträubenden Geschichte über einen hundsgemeinen Postfroschräuberpolizisten. Das gewagte Outfit (karierter Minirock, rosa Federboa und gelbe Gummistiefel) sowie die herrlich zerknautschten Grimassen, die ihr Gesicht optisch zur bayerischen Endmoränenlandschaft mutieren ließen, passte wie die Faust aufs Auge zu den aberwitzigen Beiträgen des unnachahmlichen Gesangstalents.
Als Gaststar wusste schließlich noch Brigitte Walbrun zu begeistern, die viele Zuschauer aus populären Fernsehformaten wie „Dahoam is dahoam“ oder den „Rosenheim-Cops“ kennen mochten. Die Entertainerin zeigte mit deutschen Chansons à la Marlene Dietrich oder pikanten Domina-Sketchen durchaus eine verruchtere Seite ihrer umfassenden Schauspielkunst.
Die rustikale Sängerrevue begeisterte am Ende keineswegs nur ausgeprägte Volksmusikfreunde. Irgendwo zwischen Stubenklamauk, Wiesn und Nockherberg hob sich die Gala meilenweit von anderen Volksmusikformaten ab.