Die bayerischen Kabarettisten sehen sich selbst als Beobachter der Menschen - und das seit 30 Jahren. Es wurde ein besonderes Bühnenjubiläum.
Gersthofen „Was wir seit 30 Jahren tun, ist, Menschen zu beobachten.“ Mit diesen eindeutig formulierten Worten eröffnete das Kabarett-Quartett Couplet AG in der Gersthofener Stadthalle einen Abend voller humorvoller Sketche, satirischer Songtexte und spöttischer Strophenmusik im bajuwarischen Stil. Und beobachten müssen die vier Bühnenkünstler tatsächlich eine ganze Menge. Denn auch zu ihrer Jubiläumsshow in der Stadthalle Gersthofen wurde wieder alles durch den kabarettistischen Reißwolf gedreht, was in irgendeiner Weise Schlagzeilen machte oder ein bedeutungsvolles Thema an den heimatlichen Stammtischen ist.
Dabei wurden nicht nur die Highlights aus drei Jahrzehnten Satirekunst auf das Publikum losgelassen, sondern auch brandneue Nummern, in welchen mit Gitarren, Quetschn und goldenen Stimmbändern das aktuelle Zeitgeschehen durch den kabarettistischen Kakao genommen wurde. Bissige Schüsse gegen die bajuwarische Politikerlandschaft waren an diesem Abend ebenso zu genießen wie die überzogenen Streitereien ausgedörrter alter Ehepaare oder einfach nur die Banalitäten des ganz normalen Alltagswahnsinns. Und die können einem durchaus auch mal selbst den kabarettistischen Narrenspiegel vors Gesicht halten.
Markus Söder als eingeschlossener Flaschengeist
An auserkorenen Opfern und neuen Ideen mangelte es der fröhlichen Truppe dabei wahrlich nicht. So etwa begegnete man selbst ernannten Internet-Influencern, klimaneutralen Straßenklebern und letzten Endes sogar auch noch Markus Söder als eingeschlossenem Flaschengeist. Und ganz nebenbei erfuhr man auf herzerfrischende Weise, wo es die beste Leberkässemmel in bayerischen Gefilden gibt oder was es mit der "veganen Muttermilch" auf sich hat.
Und wie man auch schon von den berühmten Brett-Spitzen des Bayerischen Rundfunks her kennt, brauchte die Couplet AG auch diesmal kein großartiges Equipment, um ein abwechslungsreiches Bühnen-Potpourri auf die Beine zu stellen: Ständige Kostümwechsel sorften gleichermaßen für ein vielgestaltiges Programm wie eine Vielzahl an untershciedlichen Dialekten und Wortspielereien, die irgendwo zwischen harmlos-banal und bitterböse-bissig angesiedelt waren.
Hinzu kamen ein guter Schuss an Publikumsinteraktionen sowie immer neue, absonderliche Instrumente, die offensichtlich aus dem Nichts hervorgezaubert wurden und für die es vermutlich noch nicht einmal eine offizielle Bezeichnung gibt.
Eigenwillig uminterpretierte Neufassungen von Stücken wie "Spiel mir das Lied vom Tod" oder "Freude, schöner Götterfunken" stellten die wohlklingende Folge jender musikalischen Vielgestaltigkeit dar.
Und obwohl sich gemäß der Liedform "Couplet" ansonsten die dargebotenen Mundart-Stücke hinsichtlich der klanglichen Inszenierung durchaus alle etwas ähnelten, verstand es die Couplet AG mit souveränen Stimmen, einer ausladenden Körpersprache und einer selbstbewussten Bühnenpräsenz, auch in Gersthofen das Publikum auf ihre Seite zu ziehen.