Bissig-witzige Polit- und Gesellschaftssatire der Couplet AG
Deggendorf. "Rache ist süß" heißt es im Volksmund – und da wundert es nicht, dass die Couplet AG bei ihrem "Wir kommen – Die Rache der Chromosomen" aus ihrer Tüte auch ein paar von "Söders Rektal Zapferl" ins Publikum werfen. Über die schmackhaften Kaubonbons im Zäpfchen-Design in den panafrikanischen Farben Grün Gelb und Rot ("ein Naturprodukt aus Franken", propagiert Jürgen Kirner) konnten sich einige Satire-Genießer freuen.
Die Besucher im ausverkauften Deggendorfer Kolping-Hotel-Saal waren restlos begeistert. Ihr anhaltend starker Applaus für die bissig-witzigen Beobachtungen im Stil von "Weil der Mensch halt a Mensch ist" sicherte ihnen mehrere Zugaben, darunter auch Getextetes von Karl Valentin; der hat, so Kirner, 115 Lieder und Couplets verfasst. Seine Enkelin Anneliese Kühn hat sie der Couplet AG vermacht und Bernhard Gruber für seine Bühnen-Mitstreiter Jürgen Kirner und Bianca Bachmann sowie Berni Filser musikalisch aufbereitet.
Kirner und Bachmann ergänzen sich in ihren Parodien schauspielerisch großartig, sie sind aufeinander abgestimmt wandelbar. Sei es ihr Auftritt als alkoholseliges Wiener Prolo-Paar Mutzi und Butzi, das über seine Beziehung reflektiert, oder als Bauern im Stall-Outfit, die drüber nachdenken, statt eines eigenen Kindes eines aus Afrika zu adoptieren und zum Hoferben zu machen, um dann im Kongo von der neuen Verwandtschaft gepflegt zu werden und dort den Lebensabend zu verbringen…
Es gibt viele Highlights im Programm, wie die Szene mit der affektiert-arroganten Olga Petrovanka (Bachmann), die ein Wiedersehen mit einer alten Couplet-Bekannten bringt, oder mit Rasso (Kirner), dem zwielichtigen osteuropäischen Security-Typen.
"Haam Sie meine Flasche gesehen?" stolpert Kirner in der altbekannten Figur des Dr. Kudernak im Bademantel über die Bühne, an seinem Stock baumelt eine Flasche. "Ab 67 Jahren beginnt das Rentnerleben" intoniert die Satire-"Gang" im Hinblick auf Flaschen sammelnde Rentner – schmerzliche Wahrheiten. Am bitterbösen Spott haben die aufs Korn Genommenen – allerdings nicht Anwesenden – zu beißen, wie etwa die Bundeskanzlerin. "Merkel sammelt alle Flaschen ein, auch die von der CSU", feixt Kirner. Dabei geht ihm seine Flasche ab, wo "der Herr Söder drin wohnt: Der Seehofer zahlt mir das 20-fache vom Flaschenpfand", erklärt Rentner Kirner, "wenn ich ihm die Söderflasche bringe – zum Schreddern".
Grandios ist der Couplet-Protagonist Kirner auch als "der allerletzte Sozialdemokrat im Ortsverein", der zur Musik von der kleinen Kneipe schluchzt. Seine Aussage lautet dabei: "Weint nicht, weil es vorbei ist, lacht, weil es schön war."
Insgesamt lustig, aber letztlich leider doch etwas überstrapaziert wurden die Gags in den Episoden zwischen dem Otto (Bernhard Gruber, Akkordeon) und dem unbeschwert-naiven Gustl (Berni Filser, Gitarre) – der erste wortkarg, der zweite lispelnd. Gustl, der für seinen Lötkolben erfolglos nach einer Stromquelle sucht und den Otto immer wieder – ebenfalls erfolglos – zur Umarmung mit der Evi aus der ersten Reihe animiert, sorgt mit allerhand Nonsens-Sprüchen, die er unter anderem auf Brotzeitbrettl oder am Klo ("Liebe Köchin, lieber Koch, hier plumpst deine Kunst ins Loch") anbringen, bzw. "tätowieren" möchte, "weil auf der Tante Anni kein Platz mehr ist", für pure Gaudi.
Die verteilten "Söder-Zapferl" sind übrigens "mindestens haltbar bis zum 7. Dezember 2020", die Couplet AG, die seit 25 Jahren durch ihre pointierten Parodien besticht, gibt’s Gott sei Dank darüber hinaus. Hoffentlich! Jedenfalls kommt sie 2021 in die Deggendorfer Stadthalle und am Sonntag, 29. März, sind Kirner & Co bei den Brettlspitzen im TV zu sehen, "der "erfolgreichsten und quotenstärksten Unterhaltungssendung im BR".