Die Musikkabarettisten sind erstmals auf Tour und traten im Eichstätter Stadttheater auf
Eichstätt (EK) Deftig, komisch, hinterfotzig: Diese Begriffe stechen den Besuchern beim Auftritt der Brettl-Spitzen auf großen Bannern entgegen. Der Ankündigung machen die Kabarettisten, bekannt aus dem Bayerischen Fernsehen, alle Ehre. Erstmals sind sie live zu sehen und zu hören.
Es war eine Premiere und die wollten sich die Eichstätter nicht entgehen lassen. Mit fast 550 Zuhörern war das Stadttheater voll besetzt. Bis auf die Aufsteller mit den drei Begriffen brauchten die Volkssänger um Frontmann Jürgen Kirner nichts mehr und schon konnte es mit dem heiter-frivolen Bilderbogen losgehen. So bezeichnet Kirner nämlich die Show der Brettl-Spitzen, die seit 2014 ein eigenes Format im Bayerischen Fernsehen haben und nun mit ihrer Live-Show quer durch Bayern touren.
Das Konzept ist einfach, höchst ansprechend und unterhaltsam: Jürgen Kirner, seit 25 Jahren mit der Couplet AG erfolgreich, versammelt um sich herum Volksmusikanten und Kabarettisten und stellt aus verschiedenen Elementen ein neues Programm zusammen.
Den Anfang machte das Trio Schleudergang aus dem "musikalischen Bermuda-Dreieck Lalling-Freyung-Vilshofen", oder wie die Gruppe sich selbst musikalisch vorstellte, aus dem "ehemaligen Armenhaus Deutschlands". Bis heute spielt man auf jedem Fest, sogar bei Odelgrubn- und Biogasanlageneinweihungen. Bereits bei den ersten frivolen Ohrwürmern sang der ganze Saal mit.
Wenn davon die Rede ist, dass "a Tröpferl daneben geht", sei es bei der Frau, die die Bratensoße auf ihrem großen Vorbau vertröpfelt, oder beim Mann 60 Zentimeter weiter unten, dann ist das nicht so schlimm. Doch es gibt auch das Problemtröpferl, wie beim Erwin, der bei seiner lieben Resi anbandelt. Wenn da was daneben geht, dann "rührt sich halt nach drei Monat was im Bauch". Ja, es geht schon mal ein bisschen obszön und anstößig zu, nicht aber, als Roland Stetter die Geschichte vom Bauernhof erzählte und alle Tiere lautmalend nachahmte.
Die Volkssängerszene war historisch gesehen immer eine Männerdomäne. Heutzutage ist die Situation eine andere: Dies stellte die leidenschaftliche Barbara Preis aus Bischofsmais, die schnell zum Publikumsliebling avancierte, unter Beweis. Mit ihrem charmanten Selbstbewusstsein stellte die kokette Niederbayerin gleich ihr "erotischtes Körperteil" vor: "I hob a mortsdrum Wamp'n, di zeig ich gerne her", besang die Vollblut-Entertainerin mit viel Selbstironie ihre füllige Körpermitte. Mit der legendären Bally Prell verglich sie Jürgen Kirner, bevor sie das Publikum in ihrer Paraderolle als "Birkenthalerin" verzauberte. Dabei mischte eine korpulente Bäuerin, analog zur "Schönheitskönigin von Schneizlreuth", das Dorf als Stripteasetänzerin ganz schön auf. Sie ging sie aufs Publikum ein, flirtete mit vier Männern in der ersten Reihe auf Teufel komm raus und nahm kein Blatt vor den Mund: "Schatzi, du bist ein Traum!"
Eigentlich war die bestens bekannte Brigitte Walbrunn noch als weitere Protagonistin angekündigt, doch da sie in Dreharbeiten von "Dahoam is dahoam" eingebunden ist, musste sie ersetzt werden. Bei der Besetzung durch Roland Hefter von einem Ersatz zu sprechen, wäre fahrlässig. Wenn Hefter seine inzwischen bekannten Ohrwürmer in kleine, charmante Anekdoten und Gedanken verpackt, dann ist das Publikum voll bei ihm. Er wirkt unheimlich ehrlich, ist auch nicht verlegen, wenn ihm mal der Text entfällt, was ihm - angeblich - noch nie passiert ist. "Pudelnackert" stellt er sich seine Zuhörer in einem Bierzelt vor, wo die Körper beim Schunkeln schmatzen und er über seinen schönsten Urlaub ohne Frau, die er in die Karibik geschickt hat, erzählt. "Was kann schöner sein als ein 16-tägiger Urlaub auf der Wiesn, i brauch koan weißen Strand", meint der Münchner und kommt zur Erkenntnis: "In einem Dirndl kannst aus jedem Busen was machen, des konnst aus am Gsicht net." Doch was wäre der ganze Abend ohne die Kracher der Couplet AG selbst. Bianca Bachmann vibrierte "von Kopf bis Fuß", wenn sie im "Stüberl" die Männer mit Bierbauch anschmachtet. Jürgen Kirner fordert: "Wir wollen keine Riester-Rente, wir wollen Riesters Rente haben, damit wir dann am Ende den Grabstein können zahlen." Unübertrefflich ihre Duo-Nummer "Mei Alter sauft so wia I", in dem sich ein proletenhaftes Wiener Ehepaar im Zustand zunehmender hochprozentiger Promille-Sphären immer sympathischer wird.
Am Ende ist das Publikum restlos begeistert und dankbar für das abendfüllende Programm, das Fred Pfaller vom Gasthaus "Zum Gutmann" nach Eichstätt geholt hat.