Die Couplet-AG begeistert mit ihrem neuen Programm
Moosburg Die Messlatte liegt hoch in Sachen Kabarett: "Wir kommen - die Rache der Chromosomen", so heißt das aktuelle Programm der Couplet-AG, mit dem sie am 27. Januar in der ausverkauften Schäfflerhalle in Moosburg zu Gast war.
Um es gleich vorwegzusagen: Die Erwartungen wurden mehr als erfüllt. Mit dem neuen Programm zeigte das Musikquartett bissig-witzige Politsatire, aber es nahm auch den ganz normalen, privaten kleinen Wahnsinn aufs Korn.
Eine gemeinsame Gesangseinlage erzählte zum Beispiel, wie sich sogar ein Murenunglück positiv auf das Liebesglück auswirken kann: Denn seit der Mure sind sie nun ein Paar, seit der eine den anderen ausgegraben hat. Mit dem Lied "Elli, die Salmonelli", "gesponsert von Bayernei", persiflierte Bianca Bachmann mit einer detailliert einstudierten Performance aus dem Reich der Schlagermusik das Genre. Auch für den aussterbenden Bauernstand wussten sie eine Lösung: In einer deftig-bäuerlichen Szene zeigten Bianca Bachmann und Jürgen Kirner ganz neue Möglichkeiten. An Ideen nicht arm, beschloss die Bauersfrau, eine Heilquelle zu installieren, in der die Gäste nackt baden können. Selbstredend soll es dann auch einen Wasserfall geben, um den FKK-Betrieb attraktiver zu gestalten. Die beiden tauschten sich mit Lust an der Boshaftigkeit über Biogasanlagen, Hackschnitzelheizungen und Ferien auf dem strukturgewandelten Bauernhof aus - und fast meinte man im Saal einen Hauch von Stallgeruch zu spüren.
Als die einzelnen Nummern verbindende Aktion fungiert der etwas naive und rollenbedingt lispelnde Holzbrettl-Tätowierer Gustl, gespielt von Berni Filser. Sein Partner ist Otto (Bernhard Gruber), der sich ausgiebig mit dem Arrangieren von Stühlen und Requisiten von Gustls Wortkaskaden ablenkt, aber massive Angst vor Umarmungen verspürt. Das stark alkoholisierte Wiener Prekariat-Paar, gespielt von Jürgen Kirner und Bianca Bachmann, liefert in Tiger-Leggings und ausrangiertem grellfarbigem Jogginganzug eine gnadenlose Beziehungsanalyse zum Lachen und Gruseln gleichzeitig.
Mit der Gedenkrede des letzten überlebenden SPD-Ortsvereinsmitglieds ausgerechnet im Schlachthof liefert die Couplet-AG schließlich einen originellen, pointierten Beitrag zur aktuellen politischen Situation. Wenn Jürgen Kirner dann mit altersschwacher Stimme und zittrigen Händen im abgetragenen Bademantel den imaginären Abfall nach Pfandflaschen durchwühlt, um über die Runden zu kommen, läuft es einem kalt über den Rücken.
Nicht nur hier kam das Publikum dank der unglaublichen Wandlungsfähigkeit des Oberpfälzers und seinem kraftvollen Auftritt aus dem Lachen und Staunen nicht heraus. Die Extremreisen für Senioren ohne Überlebensgarantie steigern das rasante Geschehen zum absurden tragikomischen Theater. Wer kommt schließlich schon auf die Idee, den dritten - oder war es der vierte? - Ehegatten mittels einer Fahrt auf dem Fünfer-Looping ins Jenseits zu befördern?
Zum Gelingen des Abends trug nicht zuletzt das umfangreiche Musikinstrumenten-Arsenal bei, das den Abend auch zu einem musikalischen Ereignis machte. Als Zugabe spielte die Couplet-AG noch ein waschechtes Couplet, dessen Text aus von Karl Valentin stammte. Die vier Vollblutkomödianten erwiesen sich an diesem Abend einmal mehr als Könner ihre Metiers und zeigten, dass sie zu Recht mit Bayerischen Kabarettpreis und dem Bayerischen Poetentaler ausgezeichnet sind.