Das Heimspiel der Couplet AG in der Kleinkunstbühne
Der Gilchinger ist polyglott und gebildet. Davon sind die mehrfach ausgezeichneten Musikkabarettisten von der Couplet AG überzeugt. Deshalb treten sie auch so gerne bei Monis Brettl auf. Am Donnerstag folgten sie zum 24. Mal der Einladung von Monika Rother und präsentierten im brechend vollen Saal im Oberen Wirt die Highlights aus ihren Programmen der vergangenen 20 Jahre. Und weil die Couplet AG die Gilchinger noch klüger machen wollte, als die schon sind, brachten ihnen Bandmitglied Bianca Bachmann Chinesisch im Schnellverfahren bei. Die Besucher honorierten es mit begeistertem Applaus, dass Bachmann die Silben so mühelos über die Lippen gingen, dass valentinesk klingende Wörter dabei herauskamen.
Doch das ist schließlich Spezialgebiet der Couplet AG. Der Name leitet sich von dem satirischen Strophengedicht in Liedform ab, das früher in den Wirtshäusern gesungen wurde, etwa in dem Gasthaus, das auf dem Gelände des heutigen Kaufhauses Oberpollinger in München stand. Die Couplet AG erweckte den traditionellen Volksgesang in Kehrreimform, der schon fast in Vergessenheit geraten war, wieder zu neuem Leben.
Auch Karl Valentin hat solche witzig-zweideutigen Strophengedichte geschrieben, angeblich 115 an der Zahl. Das bekannteste ist das Lied "Ja so warn's, die alt'n Rittersleut". Meistens jedoch widmete Valentin die mehr oder weniger zotig-zweideutigen Kehrreime seinen Frauenbekanntschaften. Und weil der Gründer der Couplet AG, Jürgen Kirner, jahrelang mit Valentins Enkelin Anneliese Kühn befreundet war, hatte sie ihm 21 Couplets aus dem Nachlass ihres Großvaters überlassen. Sie sollten nicht in Vergessenheit geraten, legte sie Kirner ans Herz. Von diesen Liedern gibt es so gut wie keine Tonaufnahmen. Und: Valentin schrieb seine Gesangsnummern meist ohne Noten auf.
Bernhard Gruber, seit 20 Jahren Komponist der Gruppe, hat die Liedtexte vertont, die eine starke Ähnlichkeit haben mit den eigenen bairisch-humorigen, manchmal auch politischen Verserln der Musikkabarettisten. Wie bei Valentin sind es auch bei der Couplet AG die kleinen, aus dem Alltag gegriffenen Begebenheiten, die sie aufs Korn nehmen. Da gibt es etwa die Senioren-Partnerschaftsvermittlung von Elvira Kuppel aus München, die mit dem Spruch wirbt: "Sie kommen alleine und sterben zu zweit". Gut erhaltene alte Knaben sind auf jeden Fall besser "als wie nix", heißt es. Ob als Russin, Esoterikerin oder als Frau, die bei Männern mit Bierbauch in Ekstase gerät - Bianca Bachmann macht immer eine gute Figur und ist stimmlich auf der Höhe. Abwechselnd mit Kirner, der den Verrückten im Bademantel ebenso gut mimt wie den Kleinganoven Rasso, bietet sie Lieder und Sketche vom Feinsten. Ob das Steuermodell zur abzugsfähigen Beamtenpatenschaft oder das Zäpfchen Söder-Rektal - die Leute biegen sich bei den Persiflagen zum Bayerischen Verdienstorden oder zum Gesundheitssystem ("Es gibt keine Gesunden, es gibt nur unzureichend Untersuchte") vor Lachen. Andere Lieder kommen schräg und skurril daher, manche auch makaber. Als Bachmann bei dem Sketch von der Behandlung mit Eigenurin Schnapsgläser mit zweifelhafter Flüssigkeit ("ist sogar noch warm") verteilt, erreicht die Stimmung den Höhepunkt. Das Publikum, das die Texte teilweise auswendig kennt, singt begeistert mit.