Aktuelle Kritik

Die renommierte Couplet-AG zog in der Lauterbacher Turnhalle alle Register. Das Publikum war hingerissen. Die renommierte Couplet-AG zog in der Lauterbacher Turnhalle alle Register. Das Publikum war hingerissen. Margot Sylvia Ruf

Bissig, farbig und ein wenig frivol

Die Couplet-AG amüsiert auf Einladung der Brettlbühne Lauterbach eine große Fangemeinde. Warum die Kirner-Truppe so erfolgreich ist

Helmut Markwort wusste beim bayerischen Sonntagsstammtisch im Fernsehen nicht, wo das schwäbische Lauterbach liegt. Jürgen Kirner konnte es ihm sagen, freute er sich doch schon auf den Auftritt seiner Couplet-AG in dem kleinen Ort an der Zusam, wie er der Talkrunde versicherte. Und es wurde für ihn und die drei anderen Künstler im Team ein grandioser Erfolg. Die Turnhalle konnte die Besucher kaum fassen, die gekommen waren, um Musik-Kabarett vom Feinsten unter dem Titel „Perlen für das Volk“ zu erleben.

Die Lauterbacher Veranstalter hatten mit dem Programmpunkt wieder einen Glücksgriff getan. Brettl-Chef Gerhard Sauter konnte Gäste ankündigen, denen ein besonders guter Ruf in der Kabarettbranche vorauseilt, die mittlerweile sehr vielfältig und unterschiedlich niveauvoll agiert.

Nach wenigen Minuten hat die Couplet-AG das Publikum im Griff. Jürgen Kirner und seine Truppe zünden ein Feuerwerk an spitzzüngigen und manchmal hinterfotzigen Texten, mit vielen Begebenheiten mitten aus dem Leben bestückt. Die Akteure sind ausgezeichnete Beobachter menschlicher Schwächen und auch politischer Begebenheiten, gepaart mit Witz und ganz viel Humor. Freilich kommt da auch manches ein bisschen derb daher, doch den Zuhörern gefällt’s. Mit verschiedensten Mundarten, vom Bayrischen bis zum Wienerischen, ziehen die Künstler alle Register, um gute Unterhaltung zu bieten. Gästen in der ersten Reihe wird es heiß und kalt, wenn sie einfach heftig in den Dialog gezwungen werden. Und das ganz ohne Gage!

Dazu gibt es an diesem Abend ein musikalisches Höllenspektakel, serviert von dem dunkelgelockten Engelsköpfchen Berni Filser an der Gitarre und dem extrem coolen Bernhard Gruber am Akkordeon. Einfach hinreißend sind die lyrisch-krakeligen Versmalereien Filsers, alias Gustl, der auch noch charmant lispelt. Altmeister Jürgen Kirner mit seinen gefühlten 160 Zentimetern Körpergröße beweist immer wieder, dass nicht nur die hochgewachsenen Männer viele Frauen für sich einnehmen können. Er haut auch musikalisch mächtig auf die Pauke. Der schon legendäre Erzkomödiant ist ein Allroundtalent. Nicht nur Bianca Bachmann liegt ihm in ihren vielseitigen und wandelbar gestalteten Rollen zu Füßen. Kirner spielt Bauern und Sektenprediger, schlafzimmermüde Ehemänner und lebenslustige Senioren.

Die Künstlerin Bachmann hat zwar die mächtig imposante Nase und die Statur einer Monika Gruber, doch sie ist noch besser als die mittlerweile im Fernsehen Etablierte. Jedenfalls hört man das von so manchem unter den Veranstaltungsbesuchern an diesem Abend. Der frischgebackene Ministerpräsident Markus Söder und sein „Kreuz mit dem Kreuz“ geistert immer wieder durch das Kabarett-Programm. Die Lobbyisten im Land bekommen genauso ihr Fett ab wie die Religionsfanatiker oder die Scheinheiligen und die uninteressierten Ignoranten unter den bayerischen Mitmenschen. Die Couplet-AG versteht sich auf beißenden Spott und Verkündigung von bitteren Wahrheiten.

Es war ein rundum gelungener Abend im unteren Zusamtal. Gerhard Sauter darf am Ende beim Blümchenüberreichen wieder einmal eine hübsche Frau auf der Bühne umarmen. Ein zusätzliches Zuckerl für den Brettl-Chef. Das Publikum klatscht derweilen rhythmisch beim Verabschieden der Künstlertruppe. Als Dreingabe darf noch gemeinsam gesungen werden. Bürgermeister Hans Kaltner dankt der Couplet-AG für die tolle Werbung in Sachen Zusamtal.

Additional Info

  • Quelle: Augsburger Allgemeine
  • Autor: Margot Sylvia Ruf
  • Datum: 02.05.2018